SPÖ-Frauen und Karl-Renner-Institut luden zum vierten Teil einer Video-Gesprächsreihe mit Wissenschafterinnen und Politikerinnen
„Unser Feminismus ist international. Wenn Frauen in anderen Ländern missbraucht, verfolgt und gequält werden, dann werden wir nicht still sein!“, so SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Brunner in ihrer Moderation zu „Frauen und Corona: Frauen im globalen Süden“, bei der die Gender-Forscherin Beatrix Bücher-Aniyamuzaala und SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung Petra Bayr miteinander diskutierten. Die Gesprächsreihe ist eine Kooperation der SPÖ-Frauen und des Karl-Renner-Instituts. ****
Zwtl.: Bücher-Aniyamuzaala: Gemeinsam mit Mädchen und Frauen Krisenstrategien entwickeln
Nach Schätzungen der UNO könnten sechs Monate Corona-Maßnahmen dazu führen, dass 7 Millionen Mädchen und Frauen ungewollt schwanger werden und 31 Millionen Frauen zusätzlich von Gewalt in ihrem nahen Umfeld betroffen sind. Besonders gefährdet sind Frauen und Mädchen mit Behinderungen. Auch der Zugang zur Medizin und speziell zur Geburtshilfe ist stark eingeschränkt. Dadurch werden Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt in vielen Fällen zu spät behandelt. Notwendig sind, so Bücher-Aniyamuzaala, Sofortmaßnahmen, die die spezifischen Gesundheitsbedürfnisse von Frauen berücksichtigen. Mädchen und Frauen müssen bei der Entwicklung von Strategien zur Bewältigung der Krise unbedingt einbezogen werden.
Laut UNESCO sind weltweit 1,2 Millionen SchülerInnen von Schulschließungen betroffen. Für viele Mädchen könnte das bedeuten, dass sie nie wieder in die Schule können. Der Lockdown hat auch zu verheerenden Einkommensverlusten geführt. In Südasien sind 95 Prozent und in Afrika südlich der Sahara 89 Prozent aller Frauen im informellen Sektor tätig. Als Marktverkäuferinnen, Haushaltshelferinnen oder fliegende Händlerinnen sind sie auf die täglichen Einnahmen angewiesen, um sich und ihre Familien zu versorgen. Frauen, die sich über Ausgangsbeschränkungen hinwegsetzten, wurden hart bestraft. Auch willkürlichen Verhaftungen politisch aktiver Frauen unter dem Deckmantel der Corona-Maßnahmen wurden weltweit beobachtet. „Hinschauen, laut sein! Das ist unbedingt notwendig“, so Bücher-Aniyamuzaala. Zum Weiterlesen empfiehlt sie eine Ressourcensammlung, die von WIDE (Women in Development Europe) Österreich erstellt wurde: https://tinyurl.com/y7jgzp38
Zwtl.: Bayr: Gesellschaft verändern und niemanden zurücklassen!
„Frauen müssen in Entscheidungsgremien gleichberechtigt vertreten sein. Auf ihr Wissen und ihre Erfahrung muss aufgebaut werden, so Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung. „Die Corona-Krise hat wie mit einer Lupe alle Ungerechtigkeiten unseres gesellschaftlichen Systems verstärkt zum Vorschein gebracht. Viele frauenpolitische Errungenschaften, die wir hart erkämpft haben, sind bedroht“, so Bayr.
Entscheidend für die Zukunft ist die Entwicklung einer neuen Geschlechtergerechtigkeit. „Wir können die Pandemie nur global in den Griff bekommen, oder wir werden sie nicht in den Griff bekommen. Sobald wir einen Impfstoff haben, dürfen wir nicht zu alten Mustern und Verhaltensweisen zurückkehren, sondern müssen neue Maßstäbe setzen. Eine neue Zukunft zu denken, beinhaltet die Veränderung unseres Wirtschaftssystems, das derzeit auf Ausbeutung beruht. Es dürfen nicht die Ärmsten der Armen sein, die die Kosten der Krise zahlen, sondern jene, die es sich leisten können“, sagte Bayr, die in diesem Zusammenhang eine Diskussion über Vermögens- und Erbschaftssteuern einmahnte.
Wichtig ist auch, dass alle Medikamente zur Behandlung von Covid-19 und Impfstoffe, für deren Erforschung weltweit zur Zeit große finanzielle Mittel aufgebracht werden müssen, allen zur Verfügung stehen, sobald sie zugelassen sind. Bayr wies in diesem Zusammenhang auf eine parlamentarische Petition hin, die hier unterzeichnet werden kann: https://tinyurl.com/yctpgmpv
Hier kann die Veranstaltung nachgesehen werden: https://tinyurl.com/yadjpytv