Am Tag der Arbeit warnen die SPÖ Frauen ganz besonders vor den arbeitspolitischen Drohungen der Regierung. Die Einführung des 12-Stunden-Tags und der 60-Stunden-Woche schadet allen ArbeitnehmerInnen – und vor allem den Frauen.
Wenn es nach Vizekanzler Heinz-Christian Strache geht, soll der Gesetzesentwurf zur Arbeitszeitflexibilisierung bis zum Sommer stehen. Damit soll es möglich sein, auf betrieblicher Ebene eine Ausweitung der Arbeitszeit auf zwölf Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche zu vereinbaren. Was als „einvernehmliche“ Maßnahme verkauft wird, erhöht in Wahrheit den Druck auf ArbeitnehmerInnen, die sich in der Realität wahrscheinlich den Wünschen der Chefetage fügen müssen, wenn sie ihre Arbeit behalten wollen. Von „Einvernehmlichkeit“ kann hier also nicht die Rede sein.
Dabei ist der Wunsch nach Arbeitszeitflexibilisierung verständlich: Wer möchte sich nicht flexibel einteilen können, wann er oder sie arbeiten muss? Diese Art der Flexibilisierung bedeutet eine Gestaltung der Arbeitszeit nach den Wünschen der ArbeitnehmerInnen. Befragungen zeigen: Die Ausweitung der Arbeitszeit steht nicht ganz oben auf der Wunschliste. Mehr arbeiten wollen vor allem Frauen, die in Teilzeit beschäftigt sind. Vollzeitbeschäftigte Frauen und Männer hingegen wünschen sicher eher eine Verringerung der Arbeitszeit. Zum 12-Stunden-Tag ist die Position klar: 90% der Befragten geben an, es wäre für sie „sehr oder eher“ schwierig, wenn von ihnen verlangt wird, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten.
Das Problem ist offenkundig: Wer mehr arbeiten muss, kann die eigene zur Verfügung stehende Zeit schlechter organisieren. Besonders problematisch ist das für Personen mit Betreuungsverpflichtungen, und das betrifft vor allem Frauen. Wie soll eine Frau, die zwölf Stunden arbeiten muss, ihre Kinder vom Kindergarten abholen? Vor allem für AlleinerzieherInnen stellt die Einführung des 12-Stunden-Tags eine nur schwer bewältigbare organisatorische Herausforderung dar. Wenn die Regierung nun also versucht, mit allen Mitteln die Arbeitszeitflexibilisierung durchzupeitschen, so tut sie das nicht im Sinne der ArbeitnehmerInnen und schon gar nicht im Sinne der Frauen.
In der ersten Republik wurde der 8-Stunden-Tag eingeführt – eine lang ersehnte Forderung der ArbeiterInnenbewegung. Der 1.Mai, der Tag der Arbeit, wurde international bekannt als jener Tag, an dem sich die ArbeiterInnen für den 8-Stunden Tag einsetzten. Das Motto war: Acht Stunden Arbeit – acht Stunden Schlaf – acht Stunden Freizeit. Der Tag sollte endlich mehr sein, als Arbeit bis zum Umfallen und es sollte immer besser werden: Die stetige Reduktion der Arbeitszeit sollte den Menschen mehr Selbstbestimmung über ihr Leben und ihren Alltag bringen. Mit ihrer heutigen Politik katapultiert die schwarz-blaue Regierung Österreich gut 100 Jahre zurück in die Vergangenheit.