Weibliche Genitalverstümmelung – FGM

Wie wichtig es ist mit der Tradition von FGM zu brechen, erzählt eine Geburtshelferin aus Somalia.

Batulas Wende: Wie aus einer Beschneiderin eine Aktivistin gegen FGM wurde
 
Batula ist seit über 25 Jahren traditionelle Geburtshelferin. Sie lebt und arbeitet in dem ostafrikanischen Land Somalia. Wegen ihrer langjährigen Erfahrung vertrauten ihr auch viele somalische Familien ihre Töchter an, um FGM (female genital mutilation) an ihnen durchführen zu lassen. FGM ist in Somalia tief verwurzelt: 98 Prozent aller Frauen und Mädchen mussten die Prozedur über sich ergehen lassen.
 
„Brachten Mütter und Großmütter ihre Mädchen für FGM zu mir, mischte ich gleich Holzkohle mit Myrrhe, um nach der Beschneidung die Blutung zu stoppen. Ein Bein des Mädchens band ich an eine Person, das andere an eine weitere. Eine dritte Person setzte sich hinter das Mädchen und fixierte ihren Rücken, damit ich mich direkt vor sie setzten konnte“, berichtet Batula aus ihrer Praxis. Auch ihre eigenen Töchter fügte Batula FGM zu.
 
Dann durchlief Batula einen 15 wöchigen Kurs von UNICEF Somalia. Dieser hatte zum Ziel, geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern und die Opfer zu unterstützen. Es ging darum, Menschenrechte zu verstehen und zu achten, Fairness, Toleranz und Gerechtigkeit in der Community zu stärken. Durch zahlreiche Dialoge und Diskussionen in der Gemeinschaft entschloss Batula mit der Tradition FGM zu brechen. „Als Mutter tut es mir heute besonders weh die Schmerzen zu sehen, die meine Beschneidungen hervorrufen. Ich werde alles dafür tun, dass meine Enkelkinder FGM nicht erleiden müssen“, ist sie nun überzeugt.
 
FGM weltweit

UNICEF geht davon aus, dass 200 Millionen Frauen und Mädchen in 29 afrikanischen und arabischen Staaten (darunter Oman, Vereinigte Arabische Emiraten und Jemen) sowie in Indonesien von dieser Form der Gewaltanwendung betroffen sind. Mehr als die Hälfte lebt in drei Ländern: Indonesien, Ägypten und Äthiopien. Mit dem Wissen über die Verbreitung von FGM in Indonesien ist die Zahl gestiegen, aber genaue Daten über FGM in anderen asiatischen Ländern und Lateinamerika gibt es nicht. Bekannt ist aber, dass in einigen Gemeinden in Indien, Malaysia, Pakistan, Kolumbien, Ekuador und Peru FGM praktiziert wird. FGM ist nicht religiös begründet, macht vor keiner gesellschaftlichen Schicht halt und ist nicht nur in der gefühlten Ferne zu finden. Durch Flucht und Migration passiert FGM auch in der europäischen Diaspora – so auch in Österreich.
 
Wie viele Frauen in Österreich von FGM betroffen, sind ist nicht bekannt. Das Frauengesundheitszentrum Frauen, Eltern, Mädchen – FEM Süd betreibt aufsuchende Bildungs- und Präventionsarbeit, um FGM in in Österreich lebenden Communities zu beenden.
 
Die seit 2003 bestehende Österreichische Plattform gegen weibliche Genitalverstümmelung stopFGM informiert regelmäßig über Aktivitäten gegen FGM im In- und Ausland und trägt so zur Bewusstseinsbildung für die Rechte von Mädchen und Frauen bei.

Mehr Infos:

Österreichische Plattform gegen FGM www.stopFGM.net
 
Weitere Daten von UNICEF: https://data.unicef.org/topic/child-protection/female-genital-mutilation-and-cutting/  

Batulas Geschichte ist in einem UNICEF Blogbeitrag ausführlich geschildert: https://blogs.unicef.org/blog/end-violence/
 
FEM Süd http://www.fem.at/FEM_Sued/femsued.htm
 
Foto: UNICEF Somalia/2016/Ismail Taxte