In Niederösterreich verdienen Frauen um 22,3 Prozent weniger als Männer. Eine Umfrage der SPÖ-Frauen zeigt große Zustimmungen zu den Forderungen der SPÖ wie Mindestlohn um 1.500 Euro für alle steuerfrei und Lohntransparenz.
Als Gender-Pay-Gap oder geschlechtsspezifische Lohnlücke wird die Differenz zwischen Männer- und Frauenlohn im Verhältnis zum Männerlohn bezeichnet. In Niederösterreich ist dieser Unterschied im Schnitt 22,3 Prozent um den Frauen weniger verdienen als Männer. In den vergangenen Jahren hat sich diese Differenz bei den Einkommen nur langsam verringert: Im Vergleich zum Vorjahr um 0,63 Prozent. Ein Teil dieser Lohnlücke lässt sich auf sogenannte strukturelle Unterschiede zurückführen. Viele Frauen erlernen Berufe, die schlechter bezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit.
„Leider ist der Equal pay day schon zur Tradition geworden. Der 11. Oktober ist jenes Datum, ab dem Frauen – gemessen an den durchschnittlichen Einkommen der Männer – umsonst bis ans Jahresende arbeiten. Das sind in Niederösterreich heuer 82 Tage, an denen Frauen ‚unbezahlt‘ arbeiten“, sagt Landesfrauenvorsitzende Elvira Schmidt. Österreichweit gesehen ist der Equal Pay Day am 13. Oktober.
Zu Beginn des Jahres 2017 haben die SPÖ-Frauen deshalb österreichweit im Rahmen ihrer Halbjahreskampagne „PlanA für die Frauen: Wir machen Zukunft“ eine informelle Umfrage unter Österreicherinnen (und einigen Österreichern) gestartet – bei Hausbesuchen, Straßenaktionen sowie in Betrieben wurden Menschen befragt. In Niederösterreich haben 656 Frauen (88,72 Prozent) und Männer (14,28 Prozent) den Fragebogen ausgefüllt. Im Mittelpunkt der Befragung standen Wünsche, Vorstellungen und Forderungen von Frauen zum Thema Arbeit. „Bei den Auswertungen zeigt sich deutlich, dass die NiederösterreicherInnen unsere politischen Forderungen eindeutig unterstützen“, erklärt Schmidt.
Umfrageergebnisse
Die Umfrage zeigt, dass viele Niederösterreicherinnen mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Mehr als die Hälfte (58,62 Prozent) sind mit ihrem Beruf sehr zufrieden, 46,34 Prozent sind auch mit ihrem Arbeitsumfeld sehr zufrieden. Bei der Frage nach der Vereinbarkeit ihrer Tätigkeit mit dem Privat-/Familienleben wird die Zustimmung schon geringer: nur mehr 34,15 Prozent sind sehr zufrieden, eher zufrieden sind 34,45 Prozent, weniger 21,34 Prozent und 3,96 P gar nicht.
Befragt nach dem Einkommen und den Aufstiegsmöglichkeiten, so wird das Bild eindeutig: Mit dem Einkommen sehr zufrieden sind nur 21,04 Prozent, eher zufrieden sind 33,84 Prozent, weniger bis gar nicht zufrieden sind 40, 86 Prozent. Mehr als die Hälfte, 53,66 Prozent der Befragten Niederösterreicherinnen, sind mit ihren Aufstiegsmöglichkeiten wenig bis gar nicht zufrieden. 89 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Frauen für gleiche oder gleichwertige Arbeit immer noch weniger als Männer verdienen. 88 Prozent sind überzeugt davon, dass mehr Transparenz bei den Löhnen die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen verringern würde und 77 Prozent sind für einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können.
Gerechtigkeit mit Lohntransparenz
Die Frage des Gehalts sei in Österreich eines der letzten großen Tabus, erklärt SPÖ NÖ Landesparteivorsitzender, Landesrat Franz Schnabl. Dieses Tabu schade vor allem den Frauen, denn viele wissen einfach nicht, ob sie fair bezahlt werden. „Es muss Schluss sein mit der Geheimniskrämerei auf Kosten der Frauen – das Gesetz zur Einkommenstransparenz war dazu ein erster richtiger Schritt, muss jedoch erweitert werden. Der Plan A sieht ein Lohntransparenzgesetz vor, mit dem die Gehälter im Betrieb offengelegt werden. Denn nur wenn Frauen wissen, was männliche Kollegen – bei gleicher Qualifikation und gleicher Tätigkeit – verdienen, können sie auch gegen Lohnungerechtigkeit vorgehen und haben bei Gehaltsverhandlungen bessere Argumente bei der Hand“, ist Schnabl überzeugt.
Er weist auch auf die SPÖ-Forderung nach einem Mindestlohn von 1.500 Euro hin, der für alle Branchen steuerfrei sein müsse: „Weit mehr als 200.000 Frauen verdienen derzeit weniger als 1.500 Euro bei Vollzeit. Der nächste Schritt ist, dass die ersten 1.500 Euro steuerfrei sein sollen. Gerade in frauendominierten Branchen sind die Löhne niedrig, wie etwa auch in den Bereichen Beherbergung und Reinigung. Ein Mindestlohn ist ein wichtiger Beitrag, um Armut zu vermeiden und trägt zur sozialen Sicherheit bei“, sagt Schnabl, der fordert, dass jene, die Teilzeit arbeiten, leichter auf mehr Stunden oder in Vollzeit wechseln können und ebenso Überstundenzuschläge ausbezahlt bekommen sollen.
Der Plan A sieht Quoten in Aufsichtsräten und Top-Positionen vor. Im Arbeitsprogramm der Regierung ist eine 30 Prozent Quote in den Aufsichtsräten großer Unternehmen ab 1. Jänner 2018 fix. Schnabl: „Die Quote wirkt. Das zeigen die Beschlüsse aus 2011 für die staatsnahen Unternehmen. Dort sind bereits 38 Prozent Frauen in Aufsichtsräten. In Deutschland gilt die Quote für die Privatwirtschaft seit Anfang 2016, das wollen wir uns als Vorbild nehmen.“
Beruf und Familie – beides braucht Zeit
In Niederösterreich sind vor allem die Öffnungszeiten der Kindergärten eine Herausforderung für berufstätige Eltern, die es zu bewältigen gilt: Nur 46 Prozent der Landeskindergärten haben mehr als neun Stunden pro Tag geöffnet, nur 37,9 Prozent mehr als 47 Wochen im Jahr. Die Anzahl der Schließtage in Niederösterreich beträgt 31,2 Tage – zum Vergleich: In Wien sind es 4,4 Tage und 94,6 Prozent der Kindergärten haben mehr als neun Stunden täglich geöffnet.
„Die kürzeren Öffnungszeiten und die hohe Anzahl an Schießtagen erschweren PendlerInnen oder ArbeitnehmerInnen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten den Alltag. Deswegen sind flächendeckende Kinder- und Kleinstkinderbetreuung Grundvoraussetzung für Eltern, um Beruf und Familie vereinbaren zu können. Rahmenbedingungen wie geeignete, leistbare Kinderbetreuungseinrichtungen mit Öffnungszeiten, die zu den Arbeitszeiten der Eltern passen, sind wichtige Kriterien“, erklärt die SPÖ NÖ Spitzenkandidatin für die Nationalratswahl, Bundesministerin Sonja Hammerschmid:„Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze ist auf Schiene, müsse aber zügig weitergehen. Spätestens ab 2020 soll es einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Geburtstag geben.
Sie weist auch auf die Wichtigkeit von Ganztagsschulen hin, die die Familien entlasten und kostenfrei sein sollen. „Durch die Teilnahme an schulischen Ganztagsangeboten werden sind auch Hausübungen und Nachhilfe dann kein Thema mehr, weil alles unter pädagogischer Aufsicht in der Schule erledigt wird“, erklärt Hammerschmid: „Besonders Frauen und AlleinerzieherInnen profitieren von ganztägigen Schulformen, denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird erleichtert.“