Digitalisierung; Arbeit

Digitalisierung schafft Arbeitsplätze

Eine Studie von Agnes Streissler untersucht die Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt.

„Die Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche und hat vor allem gewichtige Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Teilweise herrscht auch Verunsicherung bezüglich des Verlusts von Arbeitsplätzen. Um hier faktenbasiert arbeiten zu können, hat das Bundeskanzleramt eine Studie in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt – also die Wertschöpfung und die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten – zu untersuchen“, sagte Staatssekretärin Muna Duzdar heute, Montag, in einem Pressegespräch anlässlich der Studienpräsentation mit dem Titel „Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt“.

Die von Agnes Streissler-Führer durchgeführte Untersuchung hat den österreichischen Arbeitsmarkt in der Zeit zwischen 1995 und 2015 und dabei auch die Entwicklungen in den wichtigsten Branchen und die Auswirkungen der Digitalisierung auf diese untersucht.

Zusammenfassend kommt die Studie zu dem Schluss, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der Beschäftigung und der Wertschöpfung auf der einen und der Digitalisierung auf der anderen Seite gibt, bzw. in den vergangenen 20 Jahren gab. Dabei zeigt sich, dass die Zunahme an Arbeitsplätzen und der Wertschöpfung in stärker digitalisierten Branchen größer ist. „Konkret heißt das, dass in den stark bis sehr stark digitalisierten Branchen zwischen 1995 und 2015 390.000 Arbeitsplätze hinzugekommen und 75.000 Arbeitsplätze weggefallen sind. In den mäßig bis wenig digitalisierten Branchen sind hingegen zwar 189.000 Arbeitsplätze dazugekommen, aber 280.000 weggefallen“, so Duzdar.

Im Großen und Ganzen konnte somit eine Zunahme der Beschäftigung verzeichnet werden. „Wir sehen aber auch, dass die Digitalisierung nicht der einzige Faktor für die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt ist, entscheidend ist etwa auch die Beschaffenheit der Unternehmensstrukturen. Wir dürfen Digitalisierung nicht verwalten, sondern müssen sie aktiv gestalten“, sagte die Staatsekretärin.

Als Ableitung fordert die Staatssekretärin verstärkte Maßnahmen im Feld der digitalen Bildung, die vom Kindergarten bis zur MitarbeiterInnenaus- und weiterbildung reichen müssen und eine starke Einbindung der ArbeitnehmerInnen in die Digitalisierungsprozesse. „Die Studie und auch meine eigenen Erfahrungen zeigen, dass Technik alleine nicht zu einem wirtschaftlichen Vorteil führt, sondern dass das Potenzial erst in Kombination mit guter Organisation und Struktur tatsächlich gehoben werden kann.“

Schließlich fordert Duzdar auch Maßnahmen auf internationaler Ebene. „Die Digitalisierung macht natürlich an nationalen Grenzen nicht halt. Man muss sich mit neu entstehenden Arbeitsformen – Stichwort Clickwork und Crowdwork – auseinandersetzen und nach europäischen Lösungen suchen. Den sozialen und arbeitsrechtlichen Schutz gilt es abzusichern. Daher treten wir für eine europäische Crowdwork-Richtlinie ein, die die wichtigsten und grundlegenden Regelungen und Absicherungen für die ArbeitnehmerInnen umfasst“, so Duzdar.

Der Handlungsauftrag ist auch für die Studienautorin eindeutig. „Die Digitalisierung hat zwar in den vergangen zwei Jahrzehnten zu keinem Rückgang der Beschäftigung geführt. Wir dürfen aber dennoch nicht warten, bis jemand arbeitslos wird. Wir müssen vielmehr die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen erhalten, damit der technische Fortschritt nicht zu einem gesellschaftlichen Rückschritt wird“, sagte Agnes Streissler-Führer und forderte neben einer umfassenden Qualifizierungs-Offensive ein gemeinsames Arbeitsmarkt-Monitoring zu den Branchen, Tätigkeitsfeldern, Qualifikationen und Kompetenzen der Zukunft. Nicht alle Unternehmen und nicht alle Beschäftigten seien nämlich ausreichend gut für die Zukunft gerüstet. „Es muss in gemeinsamer Verantwortung von Arbeitgeber, Beschäftigtem und staatlichen Bildungseinrichtungen rechtzeitig eine Um- und Weiterqualifikation erfolgen“, so Streissler-Führer, die seit 2017 als Mitglied der Bundesgeschäftsführung GPA-djp (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier) für Digitalisierung zuständig ist. Zudem müssten klare und adäquate Arbeitnehmerschutzregeln gelten.

„Der GPA-djp geht es darum, im Sinne guter Lösungen mitzugestalten“, sagte Streissler-Führer und schlug sogenannte „Experimentierräume“ vor: „Die Sozialpartner sollen für gemeinsam definierte Themen in diesen Experimentierräumen Gestaltungsansätze zu allen strittigen Fragen der Arbeitsgestaltung in der betrieblichen Praxis für einen befristeten Zeitraum ergebnisoffen erproben und wissenschaftlich evaluieren. Wo nötig, müsste der Gesetzgeber eine Öffnungsklausel für einen gewissen Zeitraum definieren, erste Handlungsebene wäre aber die enge Anknüpfung an Kollektivverträge. Es geht darum, ein besseres Verständnis zu bekommen, wie die Digitalisierung so gestaltet werden kann, dass sie für die Wirtschaft neue Möglichkeiten eröffnet, aber auch einen wesentlichen Beitrag zu gesunder, guter und selbstbestimmter Arbeit leistet“, so Agnes Streissler-Führer abschließend.

Die Studie ist in Kürze auf der Website des Bundeskanzleramts (www.bka.gv.at) abrufbar.

Bilder zu dieser Veranstaltung sind über das Fotoservice des Bundespressedienstes, http://fotoservice.bundeskanzleramt.at kostenfrei abrufbar.