Yildirim / Wurm: „Land ist bei Frauenhausplätzen säumig, fehlende Schutzeinrichtungen insbesondere im Oberland, Neubau des Frauenhauses nach wie vor nicht umgesetzt“
Am 1. Mai 1997 trat das österreichische Gewaltschutzgesetz in Kraft. Eigentlich ein Grund zum Feiern, denn das Gesetz war ein Meilenstein und hat nach zahlreichen Verbesserungen internationalen Vorbildcharakter.
„In Tirol liegt im Bereich des Gewaltschutzes allerdings vieles im Argen“, konstatieren GRin Selma Yildirim, Landesfrauenvorsitzende der SPÖ, und NRin Gisela Wurm, Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin der SPÖ im Parlament.
„Seit Jahren fordern wir den Neubau des autonomen Frauenhauses, der laut Versprechungen der LandespolitikerInnen längst umgesetzt sein sollte. Im Vorjahr haben wir erneut auf dieses Manko aufmerksam gemacht und Anfragen im Landtag und im Innsbrucker Gemeinderat eingebracht. Ein selbstbestimmtes Leben ist nur ohne Gewalt möglich. Dieses Recht steht auch den Tirolerinnen zu.“
Die grüne Landesrätin Baur verspricht seit dem Jahr 2013 einen Neubau mit 16 zusätzlichen Plätzen und hat diesen zuletzt für das Frühjahr 2017 avisiert. Noch immer ist kein Spatenstich erfolgt. „Das Land Tirol ist für die Finanzierung des Frauenhauses zuständig und agiert hier mehr als ignorant. Die Zahlen sind alarmierend. Es wird verzögert, vertröstet, verharmlost. Offensichtlich fehlt es am politischen Willen, anders ist das nicht zu erklären“, so Wurm und Yildirim.
In Österreich fehlen rund 70 Frauenhausplätze. Etwa Hälfte davon in Tirol! Im autonomen Tiroler Frauenhaus konnten im Vorjahr rund 200 Frauen nicht aufgenommen werden. Die Wartelisten sind lang. Das ist ein untragbarer Zustand, die Situation für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder prekär.
„Was Plätze in Schutzeinrichtungen betrifft, ist das Tiroler Oberland ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Auch hier sind dringend Frauenhausplätze oder Notwohnungen zu schaffen“, fordern Yildirim und Wurm.
„Dass beim Frauenhaus seit Jahren nichts weitergeht, ist auch ein gesellschaftspolitisches Signal. Eines, dass Gewalt gegen Frauen immer noch verdrängt, toleriert und verharmlost wird. Hier geht es um Prioritäten. Damit in Sachen Gewaltschutz in Tirol endlich etwas weitergeht, fordern wir einen flächendeckenden Gewaltschutzplan“, so Yildirim und Wurm.