Als ich vor 30 Jahren, nach dem Abschluss der Handelsschule, meine langjährige Tätigkeit als Bankangestellte begann, war mir nicht bewusst, wie sehr sich die Arbeitswelt in den kommenden Jahrzehnten verändern wird.
Wir hatten damals 2 PCs für ca. 80 MitarbeiterInnen – und unsere Abteilung für Auslandszahlungsverkehr und Wertpapiere startete damals mit einer der ersten MS-word-Versionen für windows.
Für viel Geld wurde der Arbeitsspeicher von 1 MB auf 2 erweitert.
In den darauf folgenden 18 Jahren verschwanden Schreib- und Rechenmaschinen immer mehr von unseren Schreibtischen und der technische Wandel setzte ein. Mein Gefühl, dass sich eine Auslandsabteilung durch den Beitritt zur EU auflösen wird – hatte sich bewahrheitet: Rechtzeitig wechselte ich die Abteilung – und sammelte Erfahrungen am Schalter, in der Kreditabteilung und im Vorstandssekretariat.
Bereits 2005 – als eine mögliche Währungs-, Banken- und Wirtschaftskrise eher im Reich der Utopie und Verschwörungstheorien angesiedelt war – entschied ich mich für den Ausstieg aus dem Bankenbereich. Immer mehr Kunden wurden gebeten, ihre Bankgeschäfte außerhalb des Schalterbereichs zu tätigen, Bankomatkassen, Selbstbedienungs-Foyers und Internet-banking hielten Einzug. Ich konnte mir damals schon nicht mehr vorstellen – noch mind. 25 Jahre in diesem Bereich tätig zu sein.
Um die langen Ferien-Zeiten meiner Kinder optimal abdecken zu können – war ich selbst 10 Jahre im Kinderbetreuungsbereich tätig. Nebenbei baute ich mir meine Selbständigkeit als Waldpädagogin und Naturvermittlerin immer mehr auf.
2015 wechselte ich noch einmal in den kaufmännischen Bereich: Als Rezeptionistin und Verwaltungsangestellte arbeite ich halbtags in einem Seminarhaus am Attersee.
Mit Blick auf die weiteren Veränderungen durch die Digitalisierung weiß ich, dass das ganze Leben ein Wandel ist und dass der Abschluss einer berufsbildenden Schule zwar gut – aber nicht alles – ist. Vor einigen Jahren holte ich in der BHAK für Berufstätige die HAK-Matura mit Fachbereich IT nach. Und vielleicht werde ich auch noch ein Studium im sozialpädagogischen Bereich starten. Ich glaube, dass uns die Arbeit mit Menschen nicht ausgehen wird. Ich vertraue auf mein Bauchgefühl, dass mir bereits öfters in meinem Leben den Weg gewiesen hat.
Es ist mir wichtig, rechtzeitig die Weichen zu stellen und proaktiv mit dem Wandel der Zeit zu umzugehen. Ich wünsche mir fachliche und finanzielle Unterstützung bei den beruflichen Veränderungen. Ich möchte nicht als Frau 50+ das Arbeitslosengeld des Arbeitsmarktservices beanspruchen müssen.
Am beruflichen Abstellgleis landeten bereits zu viele Frauen und Männer bisher. Ich finde, gegen Ende des Arbeitslebens haben wir alle uns mehr Respekt und Würde für das Geschaffene verdient.
Ich wünsche mir Peergroups – in denen wir Frauen uns austauschen, uns gegenseitig inspirieren und beistehen. Gemeinsam werden wir den Weg der Digitalisierung gehen – und gestärkt und voller Vertrauen einer beruflichen Zukunft positiv entgegenschauen.“