Kurz muss umgehend ausreichend Deutschkursplätze zur Verfügung stellen
„Seit Jahren fordern wir unsere Best-practice Modelle im Integrationsbereich endlich auch für die Bundesebene zu übernehmen. Ich freue mich daher, dass sich eine Vielzahl der Wiener Erfolgsprojekte auch im vielfach angekündigten und heute präsentieren Maßnahmenplan des Integrationsministeriums wiederfinden“, kommentiert die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger in einer ersten Stellungnahme den 50-Punkte-Plan von Integrationsminister Sebastian Kurz. Neben den nun für den Bund angedachten „Mama lernt Deutsch“-Kursen für Mütter, den „Sowieso mehr!“-Sommer- und Nachmittagssprachkursen für Jugendliche und den umfassenden Qualitätskontrollen in den Kindergärten, geht Frauenberger dabei vor allem auf die geplanten Orientierungskurse ein, die offensichtlich jenem Modell nachempfunden sind, das in Wien schon seit 2008 unter dem Titel „StartWien“ besteht. „Das Projekt ist eine umfassende Niederlassungsbegleitung für neue WienerInnen, die von Sprachgutscheinen bis hin zu Modulen wie Zusammenleben und Arbeitsmarkt reichen“, wie Frauenberger erklärt.
Das Programm wurde zu Beginn für ZuwanderInnen aus Drittstaaten angeboten und im Laufe der Jahre vielfach weiterentwickelt. So wird es unter anderem seit 2011 auch für EU-BürgerInnen durchgeführt. „Im Sommer 2015 haben wir außerdem mit den adaptierten StartWien-Infomodulen für Flüchtlinge begonnen“, wie die Integrationspolitikerin auf die aktuellste Erweiterung der Integrationsbegleitung hinweist. In den Sprachen Arabisch und Farsi werden die Module seither zweimal wöchentlich in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wohnen, Soziales sowie Zusammenleben angeboten. „Im Gegensatz zu Kurz halten wir dabei nichts von einer Belehrung, sondern setzen vor allem im Modul Zusammenleben auf einen stark partizipativen Ansatz. Wir erarbeiten dabei gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die wichtigsten Regeln des Zusammenlebens und geben damit Orientierung und Sicherheit“, erklärt Frauenberger, die gleichzeitig ihre Einladung wiederholt: „Ich lade Minister Kurz herzlich dazu ein das Rad nicht neu zu erfinden, sondern auf die jahrelange Erfahrung unserer Expertinnen und Experten zurückzugreifen“.
Zwtl.: Verantwortung bei Sprachkursen nicht auf andere abwälzen
„Der Integrationsminister sollte lieber seinen eigenen Aufgaben nachkommen als andere aufzufordern, sie für ihn zu erledigen“, so die Integrationspolitikern mit Bezug auf die Sprachkurspläne des Ministers. „Die Stadt Wien hat alleine im Vorjahr beinahe das Dreifache in Deutschkurse investiert wie Minister Kurz für das gesamt Bundesgebiet. Während Sozialminister Hundstorfer auf Bundesebene schon jetzt den größten Teil für Sprachkurse stemmt, lehnt sich Kurz zurück, schiebt noch mehr Verantwortung an das AMS ab und fordert Leistungen zu kürzen. Das ist an Zynismus nicht zu überbieten!“, fordert Frauenberger das Integrationsministerium auf nicht nur rasch ausreichend Sprachkursplätze zur Verfügung zu stellen, sondern darüber hinaus auch endlich eine unbürokratischere Abwicklung der Sprachförderung zu ermöglichen sowie einen Maßnahmenplan für ganz Österreich zu entwickeln.
Zwtl.: Wiener Unterstützung bei Wohnraumbeschaffung erst im September gekürzt
Verwundert zeigte sich Stadträtin Frauenberger über den Punkt „Hilfe bei Vermittlung von Wohnraum“, denn einem entsprechenden Projekt in Wien wurde erst im September die Unterstützung von Seiten des Integrationsministeriums gestrichen. "Mit dieser Wohnberatung unterstützt die Stadt Wien seit mehreren Jahren Asylberechtigte, die nach positivem Asylbescheid Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Wohnraum haben." Die Stadt Wien führt dieses Projekt seither ohne Unterstützung des Bundes weiter.
Foto: Alexandra Kromus