Schönheitswahn und Selbstbestimmung: Erfolgreiche Sommeraktion der SPÖ-Frauen

Knapp 250 Befragungen in Tiroler Bezirken durchgeführt. Frauen fordern Maßnahmen gegen Schlankheitswahn in Werbe- und Modeindustrie.

„Selbstbewusst gegen den Schönheitswahn“ – unter diesem Motto sind die SPÖ-Frauen heuer im Sommer durch die Bezirke getourt. In einer informellen Befragung wollten wir wissen, wie es den Frauen mit dem Schönheitsideal schön, schlank und jung zu sein geht, wie sie zum Schlankheitswahn in Mode und Werbung stehen, was ihre Wünsche im Hinblick auf Selbstbestimmung sind.

„Das Feedback war überwältigend positiv. Unzählige Gespräche haben gezeigt, wie sehr dieses Thema die Frauen berührt und dass es ihnen unter den Nägeln brennt. Knapp 250 Fragebögen wurden in Tirol ausgefüllt“, berichtet Selma Yildirim, Frauenvorsitzende der SPÖ Tirol.

„Übertriebener Schönheitswahn macht immer mehr Frauen krank. Wir wollten den Frauen vermitteln, dass sie genauso „passen“ wie sie sind. Entscheidend ist, dass Mädchen und Frauen sich in und mit ihrem Körper wohl fühlen. In unseren Gesprächen hat sich deutlich gezeigt: Ein realistisches Schönheitsideal ist den Frauen ein großes Anliegen“, so Yildirim.

72% der Befragten in Tirol fühlen sich von perfekten Models in der Werbung verunsichert, 92% sind der Meinung, dass die Werbeindustrie Grenzen braucht (64% sehr, 28% eher). 74% gaben an, dass ihr Körpergewicht Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden habe, 81% glauben, dass es schöne Menschen im Leben leichter haben.

„Die Werbe-, Mode- und Schönheitsindustrie braucht Richtlinien und Vorgaben! Kennzeichnungspflicht bei stark bearbeiteten Werbefotos und eine Gewerbeordnung, die Modelagenturen die Anstellung von Frauen und Männern unter einem bestimmten Body-Mass-Index untersagt, sind Maßnahmen, die wir vorschlagen. Entsprechende Gesetze gibt es dazu beispielsweise in Frankreich, Spanien und Israel“, erklärt Gisela Wurm, Frauensprecherin der SPÖ im Nationalrat.

Dafür gibt es von den Frauen bundesweit große Zustimmung. „Österreichweit wurden 1700 Fragebögen ausgefüllt und ausgewertet“, schildert Andrea Brunner, Bundesfrauengeschäftsführerin der SPÖ. 90% gaben an, dass ein gesundes Mindestgewicht für Models eine gute Sache sei. 79% finden, dass nachträglich retuschierte Werbefotos gekennzeichnet werden sollen.

Überwiegend positiv bewertet werden auch die anderen Vorschläge: Beschränkungen bei der Auswahl von Modelshows im Fernsehen und Schaufensterpuppen sollten realistische Kleidergrößen haben. Ein Verbot sexistischer Werbung wird ebenfalls mehrheitlich befürwortet (77%).

Teil der Befragung war auch das Thema sexuelle Selbstbestimmung. Ein Großteil der Frauen hat sexistische Übergriffe bereits erlebt. Jede zweite Frau hat unerwünschte Berührungen, Umarmungen oder Küsse bereits einmal oder mehrmals erlebt. 76 Prozent der Frauen haben untergriffige Aussagen zum Aussehen ein- oder mehrmals erlebt. Besonders häufig sind Witze über Frauen: 87 Prozent der Frauen kennen das aus eigener Erfahrung.

Eine Mehrheit der Frauen befürwortet die schon beschlossenen strafrechtlichen Konsequenzen für unerwünschte Berührungen wie etwa Pograpschen. 44 Prozent halten das für sehr geeignet, 32 Prozent für eher geeignet. Das zeigt wie wichtig, die im Sommer des Jahres 2015 beschlossene Strafrechtsnovelle ist.

Auwertung der Tiroler Daten:
auswertung_tirol.docx