Bayr: Europa ist bei der Umsetzung der SDGs global und daheim gefordert!

Nachhaltigkeitsagenda der UN als zentrales Thema bei den politischen Gesprächen in Alpbach

Als Referentin bei der Diskussion "Nachhaltige Entwicklungsziele: Warum soll's Europa kümmern?" im Rahmen der Politischen Gespräche des Europäischen Forum Alpbach nahm die SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, Petra Bayr, auf die frauenrelevanten Ziele der SDGs (Sustainable Development Goals) der UN Bezug: "Frauen sind nach wie vor benachteiligt, haben ungenügenden Zugang zu Recht und werden strukturell diskriminiert – global ebenso wie in Europa", so Bayr, die als Beispiele jene 39.000 Mädchen nannte, die täglich verheiratet werden, ohne ihnen eine Chance auf Kindsein, Schulbildung und damit spätere Unabhängigkeit zu geben, sowie jene 90 Millionen statistisch fehlende Frauen, die der Bevorzugung von männlichen Nachkommen Mädchenmorden oder Vorenthaltung von Nahrung und Gesundheitsvorsorge zum Opfer fallen.

Warum sich speziell Europa der Umsetzung der SDGs und hier vor allem den Zielen, die Geschlechtergleichheit verfolgen, annehmen soll, machte Bayr an vier Überlegungen fest: "Es ist unmöglich, eine Transformation der Welt zu verfolgen, die allen Menschen ein Leben in Frieden, Wohlstand, Würde und Gesundheit ermöglichen soll, und dabei auf die Fähigkeiten, das Wissen und die Erfahrung der Hälfte der Bevölkerung zu verzichten!" Weiters ist die Nationalratsabgeordnete überzeugt, dass Ungleichheit gefährlich ist: sowohl jene innerhalb eines Landes als auch die zwischen Ländern hat negativen Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt wie auch auf Individuen, wie uns gerade Flüchtende, die jedes Risiko auf sich nehmen, um der Perspektivlosigkeit für sich und ihre Kinder zu entkommen, drastisch vor Augen führen.

Zum dritten ist Europa verantwortlich für einen Teil des Nachhinkens armer Länder: "Unsere Gier nach billigen Rohstoffen, Nahrungsmitteln, Agrotreibstoffen und anderen Produkten führen zu Mangel an fruchtbarem Boden für Menschen im globalen Süden, oft auch zu sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen. Solange die EU dagegen keine Maßnahmen ergreift und juristische Methoden etabliert, wie europäische Firmen, die oder deren Töchtergesellschaften im Ausland Menschenrechtsverletzungen begehen, hier haftbar gemacht werden können, macht sich die EU mitschuldig", ist Bayr überzeugt. Zu guter Letzt gibt es auch in Europa selbst noch viel zu tun, was die Chancengerechtigkeit betrifft: "Mangelnde Repräsentanz von Frauen in politischen, wirtschaftlichen und öffentlichen Entscheidungsstrukuren, die Einkommensdifferenz, die in der EU im Jahr 2013 durchschnittlich 16,4% betragen hat, sowie geschlechtsspezifische Gewalt, die ein Viertel aller Europäerinnen durchlitten hat, sind deutliche Beweise, dass wir auch in Europa nicht auf der frauenpolitischen Insel der Seligen leben und allen Grund haben, für die SDGs, die universell, also für alle Länder dieser Erde ab 2016 gelten werden, mit aller Kraft aktiv zu sein", so die Sprecherin für globale Entwicklung abschließend.
 

Foto: Petra Spiola