"Gewalt an Frauen geht uns alle an. In einer EU-weiten Studie haben 33 Prozent der Frauen angegeben, schon einmal Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt gewesen zu sein, 43 Prozent von psychischer Gewalt und 55 Prozent haben sexuelle Belästigung erlebt. Wir müssen aktiv dagegen auftreten! Mit der Kampagne "Dabei sein heißt beteiligt sein – aber sicher!" leistet die Stadt Wien einen Beitrag dazu," präsentierte die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger heute Mittwoch die Sensibilisierungskampagne des 24-Stunden Frauennotrufs der Stadt Wien. Themenschwerpunkt ist dabei die Sicherheit im öffentlichen Raum. Neben einem Informationsschwerpunkt werden auch Workshops angeboten, die Frauen in unsicheren Situationen stärken. Verteilt werden Informationen in Scheckkarten-Format für die Geldbörse, damit die rund um die Uhr erreichbare Nummer 01 71719 immer griffbereit ist. "Der Frauennotruf ist nicht nur für Opfer von Gewalt da, sondern auch als Beratungsstelle, wenn ich bei einer Freundin oder Bekannten befürchte, dass sie von Gewalt betroffen sein könnte oder wenn ich mich informieren möchte, wie ich als Zeugin oder als Zeuge von Gewalt reagieren könnte ", betont die Leiterin des 24-Stunden Frauennotrufs, Martina K. Sommer. "Wichtig ist, nicht wegzuschauen, sondern zu handeln und den mir persönlich möglichen Beitrag zu leisten, wenn im öffentlichen Raum ein Übergriff beobachtet wird. Aktives Einschreiten muss aber immer unter der Prämisse erfolgen, sich selbst nicht dabei in Gefahr zu bringen. Bei unseren Workshops mit Jugendlichen, Pensionistinnen und weiteren Interessierten, vermitteln wir daher den richtigen Einsatz von Zivilcourage im Lokal, auf der Straße oder in den Öffis".
Politisch forderte die Frauenstadträtin einmal mehr, psychische Gewalt als Straftatbestand aufzunehmen: "Frauen sind vor allem von Gewalt im sozialen Nahbereich durch ihren (Ex-)Partner betroffen. Psychische Gewalt ist dabei ein weit verbreiteter Kontroll- und Unterdrückungsmechanismus, das zeigt auch unsere Beratungserfahrung. Ich fordere daher einen eigenen Straftatbestand." Weiters fordert die Frauenpolitikerin Verhaltenstrainings für weggewiesen e Gewalttäter und verpflichtende Schulungen der RichterInnen und StaatsanwältInnen zum Thema Gewalt an Frauen.
Zwtl.: Jahresbericht 24-Stunden Frauennotruf 2014
Der 24-Stunden Frauennotruf hat letztes Jahr ein neues Erfassungssystem in Betrieb genommen, mit dem die Aktivitäten der Beratungsstelle jetzt noch differenzierter festgehalten werden. Im Jahr 2014 wurden 8568 Beratungen durchgeführt, davon 6699 telefonisch, 1086 persönlich und 783 online. 151 Begleitungen wurden durch die Beraterinnen des Frauennotrufs meistens im Rahmen der Prozessbegleitung durchgeführt.
Die Gewaltkontaktgründe waren zu 40 Prozent körperliche Gewalt, zu 32 Prozent sexualisierte Gewalt und zu 28 Prozent psychische Gewalt.
Die Klientinnen sind zu 60 Prozent zwischen 20 und 39 Jahre alt, 20 Prozent sind zwischen 40 und 59 Jahre alt und 3 Prozent über 60. Etwa ein Viertel hat einen Migrationshintergrund. 80 Prozent der Klientinnen hatten einen höheren Abschluss als die Pflichtschule und 15 Prozent einen Hochschulabschluss.
Bei den Tätern handelt es sich bei körperlicher und psychischer Gewalt vor allem um Partner und Ex-Partner.
Die Informationen über den Frauennotruf erhalten die Klientinnen durch ihr soziales Umfeld (25 Prozent), über das Internet/Telefonbuch (24 Prozent), sonstige Institutionen (20 Prozent), die Polizei (12 Prozent) und über das Gesundheitssystem (9 Prozent).
22 Prozent der Gruppe der Opfer von sexualisierter Gewalt meldete sich nach über einem Jahr beim Frauennotruf, bei Opfern körperlicher und psychischer Gewalt hingegen ist die größte Gruppe jene, die sich innerhalb von 12 Stunden nach der Tat meldete.
Die Hälfte der telefonischen Beratungen fand zwischen 12 und 18 Uhr statt, ein Viertel der telefonischen Beratung zwischen 18 und 6 Uhr.
Zwtl.: Workshops zur Selbststärkung
– 21./22.09 gemeinsamer Aktionstag mit Wiener Linien in Landstraße
(Wiener Linien Präventionsteam wird von Mitarbeiterinnen Frauennotruf
begleitet um zu dem Thema zu sensibilisieren)
– Workshops des Frauennotrufs:
– Workshops mit freier Anmeldung: 3 fixe Termine:
15. September, 13. Oktober, 5. November
(Uhrzeit: 17:30-19:30 Uhr)
– Workshops für Mädchen "Grenzen kennen, Grenzen setzen"
mit Wiener Jugendzentren
– Themennachmittage für Pensionistinnen
mit PensionistInnenenklubs
Foto: Alexandra Kromus