Equal Pay Day zeigt Ungerechtigkeiten bei der Entlohnung von Männern und Frauen
Am „Equal Pay Day“, der in Niederösterreich morgen Samstag begangen wird (österreichweit am Dienstag, den 8. Oktober) ist es wieder soweit: Ab diesem Tag arbeiten die Niederösterreicherinnen – statistisch gesehen – für die restlichen Tage des Jahres gratis. Anders gesagt: Frauen müssen rund drei Monate länger arbeiten, um das gleiche Einkommen zu erhalten, das Männer bis Ende 2013 verdienen. Österreichweit liegt Niederösterreich damit an fünfter Stelle.
Frauen verdienen auch bei gleicher Qualifikation oft weniger als Männer – das wird gerne mit fadenscheinigen Argumenten begründet. „Jobs, die traditionellerweise von Frauen ausgeübt werden, sind schlechter bezahlt als Jobs in männlich dominierten Berufen. Dafür gibt es keine Begründung, auch Friseurinnen oder Verkäuferinnen gehören anständig bezahlt. Doch Mädchen sollten schon bei der Berufswahl umdenken: Es ist wichtig, dass der Beruf gefällt, aber auch die Entlohnung ist wichtig“, erklärt die SPÖ NÖ Landesfrauenvorsitzende, NRin Gabriele Binder-Maier.
Einkommens-Transparenz in den Betrieben und Information, damit Frauen nicht bereits beim Einstellungsgespräch ins Hintertreffen kommen, helfen, die Einkommensschere zu verkleinern. War im Vorjahr der Equal pay day in NÖ am 3. Oktober, so hat sich dieser um zwei Tage nach vorne verschoben. „Wenn Einkommensgerechtigkeit mit diesem Tempo vorangetrieben wird, gibt es faire und gerechte Einkommen für Frauen erst im Jahr 2056. Das ist inakzeptabel“, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag. Karin Renner.
Laut Arbeiterkammer lag 2011das Brutto-Medianeinkommen der Frauen in NÖ bei 1.443 Euro. Die Ursachen für das Auseinanderklaffen der Einkommensschere sind eine überwiegende Beschäftigung der Frauen in Niedriglohnbranchen, überproportionale Beschäftigung in Hilfs- und Dienstleistungstätigkeiten und ein geringer Anteil an Frauen in Führungspositionen. „Es gibt gravierende Unterschiede, nur weil Frau eine Frau ist. Das Einkommen spielt eine existenzielle Rolle und ist der Schlüssel für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Es wird Zeit, dass die Lohngerechtigkeit endlich umgesetzt wird“, fordert Renner.
Eine weitere Ursache für die Einkommensdifferenz ist der steigende Anteil an Teilzeitbeschäftigten. Doch der Einkommensunterschied von 33,8 Prozent kann nur zum Teil mit der hohen Teilzeitquote von Frauen (NÖ: 44,7 Prozent) erklärt werden. Selbst bei hohen Einkommen verdienen Frauen (2.889 Euro) in NÖ noch um 27,62 Prozent weniger als Männer (3.991 Euro) – und Teilzeitarbeit wird nicht immer freiwillig verrichtet. Laut Statistik Austria müssen 31,5 Prozent wegen Betreuungspflichten einer Teilzeitarbeit nachgehen, nur 20 Prozent der Teilzeitarbeitenden wollen keine Vollzeitbeschäftigung und 11 Prozent haben keine Vollzeitstelle gefunden. Doch auch hier haben Frauen gegenüber Männern Verdienstnachteile: Männer mit mehr als 30 Stunden Teilzeit verdienen im Durchschnitt genauso viel wie vollzeitbeschäftigte Männer, Frauen um acht Prozent weniger als vollzeitbeschäftigte Frauen. „Unbezahlte Tätigkeiten im Haushalt und in der Familie werden noch immer in der Hauptsache von Frauen erledigt, so dass eine Frau oft gar nicht Vollzeit arbeiten kann. Aber warum übernehmen hier nicht auch Männer Verantwortung?“, fragt die SPÖ NÖ Landesfrauenvorsitzende.
Es sei notwendig, dass Forderungen der SPÖ endlich umgesetzt würden. Dazu gehören beispielsweise die Schaffung von leistbaren Wohnungen und die Einführung eines Brutto-Mindestlohns von 1.500 Euro brutto für Vollarbeitszeit. Aber auch leistbare Kinderbetreuungsplätze müssen ausgebaut werden – mit flexiblen Öffnungszeiten, die an die Arbeitszeiten der Eltern angepasst sind, ebenso wie Kinderkrippen und Ganztagsschulen, erklärt der SPÖ NÖ Landesparteivorsitzende Mag. Matthias Stadler: „Wir fordern flächendeckende Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dazu gehört der Ausbau von Betreuungseinrichtungen auch für unter Zweieinhalbjährige und spezielle Mädchen- und Frauenförderungen für die Berufsausbildung bzw. zur beruflichen Neuorientierung auch in handwerklichen und technischen Berufen, damit ein Equal pay day endlich der Vergangenheit angehören kann. Gleichzeitig ist es uns wichtig, berufstätige Frauen nicht als Rabenmütter darzustellen und Männer für die Karenz zu gewinnen.“