Pressekonferenz zur Studie "Faire Teilzeit – gerechte Entlohnung"
"Ein Drittel aller teilzeitbeschäftigten Frauen verzichtet unfreiwillig auf einen Vollzeitarbeitsplatz und nimmt damit häufig geringere Stundenlöhne in Kauf, um Betreuungspflichten in der Familie wahrzunehmen. Diese Situation wollen wir verbessern, indem wir das Thema Vereinbarkeit weiterhin ganz oben auf die Tagesordnung setzen", sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek heute, Montag, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Präsentiert wurden die Ergebnisse der Studie "Faire Teilzeit – gerechte Entlohnung". Die Einführung von Einkommensberichten sei bereits ein richtiger Schritt gewesen: "Wir müssen die Einkommensunterschiede sichtbar machen und in einem nächsten Schritt daran gehen, Ungerechtigkeiten zu beseitigen", so Heinisch-Hosek.
Sozialminister Hundstorfer erklärte die Hauptergebnisse der Studie, die auf der alle vier Jahre durchgeführten Verdienststrukturerhebung der Statistik Austria beruhen. Dabei gaben rund 11.000 Unternehmen mit 10 oder mehr Beschäftigten Auskunft über die geleisteten Arbeitszeiten und die tatsächlich bezahlten Bruttolöhne von insgesamt rund 200.000 unselbständig Erwerbstätigen. Das für insgesamt 2,3 Millionen Beschäftigte repräsentative Ergebnis zeigt, dass Teilzeitbeschäftigte in Österreich wesentlich geringere Stundenlöhne erzielen als Vollzeitbeschäftigte. Im Mittel verdienen sie um 24,2 Prozent weniger pro Stunde, wobei es Unterschiede nach Branchen und beruflicher Position gibt.
Dieser Lohnnachteil treffe vor allem Frauen, die mit 84 Prozent die klare Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten in Österreich ausmachen, so Heinisch-Hosek. "Wir müssen bei einem Grundproblem der hohen Teilzeitquote von Frauen ansetzen und ein starkes Netz an Betreuungseinrichtungen für Kinder aufbauen", betonte die Frauenministerin. Die Regierung habe dafür bereits jährlich 100 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren zum Ausbau der Kinderbetreuung vorgesehen. 50 Millionen Euro könnten bereits heuer im Rahmen des Konjunkturpakets abgerufen werden.
"Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2016 einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung einzuführen. Zusätzlich wollen wir auch in bessere Qualität, längere Öffnungszeiten und weniger Schließtage der Einrichtungen investieren", so Heinisch-Hosek. Dieses Ausbauprogramm bringe auch Vorteile für die Länder und Gemeinden, die laufende Kosten geltend machen könnten und auch attraktiver für Jungfamilien würden.
Gemeinsam mit dem Sozialminister sprach sich die Frauenministerin abschließend für ein "7-Punkte-Programm für faire Teilzeit" aus: Neben dem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung müsse die Beteiligung der Väter an der Kindererziehung forciert werden. "Ein bezahlter Papamonat in der Privatwirtschaft wäre dazu ein wichtiger Schritt. Als ein Vorbild kann der öffentliche Sektor dienen", so Heinisch-Hosek. Weiters wären bessere Umstiegsmöglichkeiten auf Vollzeitstellen nötig, ein Wandel in der Arbeitskultur im Hinblick auf Überstunden, die Auszahlung von Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten geleisteten Stunde und die Einführung eines kollektivvertraglichen Mindestbruttolohns von 1.500 Euro.