"Nicht nur Vizekanzler Spindelegger auch die Wirtschaftskammer Tirol kennt die Lebensrealität von berufstätigen Frauen offenbar überhaupt nicht", ärgerte sich SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm über die Verunsicherung von Frauen durch die ÖVP und jetzt auch von Martina Entner, WK-Vizepräsidentin, in der heutigen Tiroler Tageszeitung. Die ÖVP will mit einer vorzeitigen Anhebung des Pensionsalters die Situation der Frauen zusätzlich verschärfen. Viele Frauen sind jetzt verunsichert, wie die unzähligen Anrufe bei AK und ÖGB zeigen. "Das ist für uns kein 'Nebenschauplatz' und wird es mit der SPÖ in Regierungsverantwortung auch nicht geben, da können sich die Frauen drauf verlassen", sagte Wurm am Donnerstag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
Notwendig sei es, die Arbeitswelt und die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Frauen überhaupt länger arbeiten können. "Schon jetzt geht jede zweite Frau, die älter als 50 Jahre ist, aus Arbeitslosigkeit oder Krankenstand in Pension. Frauen verdienen rund ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen und rund 44 Prozent aller Frauen arbeiten in Teilzeit und erledigen den Großteil unbezahlter Arbeit", wie die Frauensprecherin betonte.
Es sei keinesfalls der Wunsch aller Frauen Teilzeit zu arbeiten, vielen bleibe gar nichts anderes übrig, weil es gerade in Tirol zu wenige Kinderbetreuungsplätze gibt und oft würden sie auch über freie Vollzeitstellen vom Arbeitgeber gar nicht informiert, wie Wurm herausstrich. "Hier ist auch die Wirtschaft gefordert und so sollten etwa im Fall von regelmäßigen Überstunden in der Teilzeitbeschäftigung die Unternehmen die Mitarbeiterinnen in jedem Fall aufstocken", forderte die Frauensprecherin.
Diese Benachteiligungen der Frauen führen auch zu deutlichen Unterschieden im Alter: "Die Durchschnittspension von Frauen beträgt 863 Euro, die der Männer 1.476 Euro", sagte Wurm. 1992 wurde die Angleichung des Pensionsantrittsalters der Frauen an die Männer bis 2033 beschlossen und in die Verfassung geschrieben. Man sei dabei von einer völligen Gleichstellung ausgegangen, die bis dahin erreicht sein soll.
"Solange Frauen am Arbeitsmarkt nicht die gleichen Bedingungen und Chancen vorfinden, solange Frauen hauptsächlich für die Kindererziehung und die Pflege von Angehörigen zuständig sind, solange haben wir noch keine tatsächliche Gleichstellung. Eine vorzeitige Anhebung wäre eine Mogelpackung, auf die wir uns nicht einlassen. Die Frauen können sich hier auf die SPÖ verlassen, wir lassen sie sicher nicht im Stich", machte Wurm klar.
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