Heinisch-Hosek: „Gemischte Führungsteams haben einen größeren ökonomischen Nutzen“

Frauenministerin beim Wienerin Summit zum Thema "Frau.Macht.Wandel"

"Die berufliche Gleichstellung von Frauen hat einen hohen ökonomischen Nutzen. Studien zeigen, dass Unternehmen, in denen Frauen gefördert werden, wesentlich höhere Gewinne erzielen. Deswegen dürfen die Führungsetagen der österreichischen Wirtschaft nicht länger eine 'frauenfreie Zone' bleiben", sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek heute, Donnerstag, beim Kongress "Frau.Macht.Wandel" in Wien.

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zeige sich, wie wichtig es ist, das gesamte geistige Potential und das vorhandene Wissen einzubringen. Es gelte daher, den Anteil von Frauen in Spitzenpositionen zu erhöhen. "Dies würde nicht nur einen gesellschaftlichen Wandel, sondern auch einen Wandel für den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes bedeuten. Wir sind schon sehr erfolgreich, aber wir könnten noch mehr daraus machen, wenn endlich erkannt würde, dass gemischte Führungsteams einen größeren ökonomischen Nutzen haben. Dann wären wir vom Wettbewerbsvorteil her – gerade in Zeiten wie diesen – noch besser aufgestellt", sagte die Frauenministerin.

Auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten viel verändert habe, müsse man aber auch darauf achten, das Erreichte zu bewahren, um keine Rückschritte zu erleiden. Fragt man junge Frauen heute nach ihren Zukunftsvorstellungen, dann geben sich manchen schon sehr früh damit zufrieden, einen reichen Mann heiraten und einen Haushalt führen zu wollen. "Es gibt daher noch viel zu tun. Was wir benötigen sind vor allem Vorbilder für Frauen. Wir müssen Frauen vor den Vorhang holen, die an der Spitze stehen. Für junge Frauen ist es wichtig zu sehen, dass es Frauen gibt, die es beruflich bis an die Spitze geschafft haben. Diese Vorbilder sollen Mut machen", so Heinisch-Hosek.

Oftmals mangle es allerdings Frauen an der Fähigkeit, Macht auszuüben. Aber Macht bedeute auch Gestaltungsmöglichkeit und das Einbringen von Knowhow, über das die Frauen letztlich auch verfügen. "Vor allem ist es wichtig, die Möglichkeit für die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie zu schaffen. Es soll nicht um ein 'Entweder-Oder', sondern um ein 'Sowohl-als-auch' gehen, damit Frauen an die Macht kommen. Ich glaube nicht, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der das eine das andere ausschließt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss möglich sein", so die Frauenministerin.

So solle es etwa vorstellbar sein, eine Spitzenposition für einige Zeit in Teilzeit auszuüben. Oder auch eine Führungsposition zu bekleiden, wenn man auch nicht 70 Wochenstunden und mehr im Büro verbringe. "Wir pflegen vielerorts eine sehr männlich dominierte Sitzungskultur. Wer sagt denn, dass wir nicht die sonst üblichen, um 18.00 Uhr beginnenden Meetings an den Vormittag verlegen können? Meiner Ansicht nach müssen auch die Spielregeln der Macht neu definiert werden. Wir benötigen Spielregeln, die beiden Geschlechtern dienen", so Heinisch-Hosek.

Vor allem gelte es, "Frauen sichtbar zu machen". Nicht einmal 5 Prozent der Vorstandsposten würden von Frauen bekleidet, in Aufsichtsrätefunktionen beträgt der Anteil 10,3 Prozent. "Es ist kein Geheimnis, dass ich eine Verfechterin von Quoten bin. Ich bin der Meinung, dass wir schneller sein müssen, damit Frauen auf dem Weg nach oben gesehen und gehört werden. Quote heißt nichts anderes als Anteil, denn keiner Frauen, die in eine Spitzenfunktion gekommen ist, mangelt es an Qualität. Das sind alles hochqualifizierte Persönlichkeiten. Überall, wo es sie gibt, zeigt sich: Die Quote wirkt. Sie ist vielleicht kein elegantes Mittel, aber äußerst wirksam. Und darauf kommt es mir an", so Heinisch-Hosek abschließend.

Foto: BKA/HBF Regina Aigner