Frauen-Network
28. September 2010
Newsletter der Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek
Betrifft: 8. Bundesgleichbehandlungsbericht – 1. Einkommensbericht des Bundes / Frauen im öffentlichen Dienst im Vormarsch
Frauenministerin „Wir gehen im öffentlichen Dienst wieder einmal mit gutem Beispiel voran und veröffentlichen erstmals einen Einkommensbericht für unsere Bediensteten.“ (Frauen- und Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek)
Seit 1996 ist die Bundesregierung dazu verpflichtet, dem Nationalrat alle 2 Jahre über den Stand der Verwirklichung der Gleichbehandlung und Frauenförderung im Bundesdienst zu berichten. Heuer wird darin erstmals auch ein Einkommensbericht für den Bundesdienst veröffentlicht. (8. Bundesgleichbehandlungsberichts inklusive Einkommensbericht hier: http://frauen.bka.gv.at/site/5556/default.aspx )
Erster Einkommensbericht für den Bundesdienst
Erstmals veröffentlicht der Bundesdienst einen Einkommensbericht und legt die Einkommensunterschiede zwischen den weiblichen und männlichen Bediensteten offen.
Die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen im Bundesdienst betragen durchschnittlich 15,9 Prozent (der Wert ist um die Teilzeit bereinigt). Im Vergleich dazu verdienen Frauen in der Privatwirtschaft knapp ein Viertel (22 Prozent nach Rechnungshofberechnung) weniger als die Männer.
Die Bezüge im öffentlichen Dienst sind gesetzlich geregelt, daher sind die Einkommensunterschiede im Vergleich zur Privatwirtschaft deutlich geringer. Eine individuelle Überzahlung wie in privaten Unternehmen ist im Bundesdienst nicht möglich.
Die Einkommensunterschiede ergeben sich vor allem aufgrund des teilweise erheblichen Altersunterschiedes zwischen den Frauen und den Männern. Die Frauen sind durchschnittlich deutlich jünger als die Männer. Das Besoldungssystem baut auf dem Senioritätsprinzip auf, d.h. je älter jemand ist, umso besser verdient der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin.
Das Alter hat bei weitem den höchsten Einfluss auf die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen im öffentlichen Dienst. Allerdings spielen 4 weitere Gründe für die durchschnittlich knapp 16 Prozent geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede eine Rolle.
BeamtInnen und Vertragsbedienstete werden nach unterschiedlichen Besoldungsschemata entlohnt. Die BeamtInnen verdienen besser als Vertragsbedienstete. Die Einkommenskurven der Vertragsbediensteten sind flacher.
Der Frauenanteil in der Beamtenschaft beträgt 26 Prozent. Bei den Vertragsbediensteten sind bereits 60,6 Prozent aller Beschäftigten Frauen. Vor allem in den letzten Jahren sind Frauen verstärkt in den öffentlichen Dienst aufgenommen worden, und daher öfter als Vertragsbedienstete beschäftigt als Männer (Stichwort: Pragmatisierungsstopp seit 2003).
Die anfallenden Überstunden im öffentlichen Dienst werden eher von Männern als von Frauen geleistet. Der Anteil von Frauen im Bundesdienst beträgt knapp 40 Prozent. Diese leisten allerdings nur knapp 20 Prozent der Überstunden. Derzeit ist jede 5. Leitungsfunktion mit einer Frau besetzt. Frauen im öffentlichen Dienst nehmen längere Karenzurlaube in Anspruch.
Die nächsten Schritte, um die Einkommensschere im öffentlichen Dienst zu verkleinern:
*) Förderung von Frauen in Führungspositionen
Die Zahlen im Bundesgleichbehandlungsbericht zeigen, dass die Bemühungen in den einzelnen Ressorts deutlich verstärkt wurden, mehr Frauen in Spitzenpositionen zu bringen. Mit den gesetzlich verankerten Zielvorgaben wird der Anteil der Frauen an der Spitze Schritt für Schritt erhöht. Es ist sehr erfreulich, dass alle Ministerien an einem Strang ziehen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Frauenförderung forcieren.
*) Genaue Analyse der unterschiedlichen Verteilung der Überstunden
Im Beamtenministerium wird für den nächsten Einkommensbericht eine genaue Analyse (nach Berufsgruppen) erfolgen, wie sich die Überstunden zwischen Männern und Frauen verteilen. Ziel muss es sein, eine gerechtere Verteilung zu erreichen.
*) Aktives Karenzmanagement
Es wird in den kommenden Jahren darum gehen, Mitarbeiterinnen im öffentlichen Dienst noch besser zu informieren, dass sich lange Karenzurlaube negativ auf die Einkommenssituation auswirken. Die Personalvertretung bietet seit Kurzem Informationsveranstaltungen dazu an. Die Aktivitäten im Beamtenministerium für ein aktives Karenzmanagement werden verstärkt. Auch die Bewerbung für die Väterkarenz wird intensiviert.
Frauen im öffentlichen Dienst sind auf dem Vormarsch: Bundeskanzleramt sowie Sozial-, Gesundheits- und Bildungsministerium sind Spitzenreiter
Der Anteil der Frauen im öffentlichen Dienst ist in den vergangenen zwei Jahren von 39,0 Prozent im Jahr 2007 auf 39,8 Prozent im Jahr 2009 gestiegen. Rund 40 Prozent der Bundesbediensteten im öffentlichen Dienst (Voll- und Teilzeitbeschäftigungen) sind Frauen.
Unter den Bundesministerien ist das Bundeskanzleramt mit 60 Prozent Spitzenreiter, gefolgt vom Bundesministerium für Gesundheit mit 59 Prozent, dem Sozialministerium mit 59 Prozent, sowie dem Bildungsministerium mit 59 Prozent. Auch im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend mit 56 Prozent arbeiten mehr Frauen als Männer. Mit 50 Prozent ausgeglichen ist der Frauenanteil im Bundesministerium für Justiz. Schlusslichter bei der Beschäftigung von Frauen im Bundesdienst sind das Innenministerium mit 20 Prozent und das Verteidigungsressort mit 12 Prozent.
Jeder 5. Spitzenjob ist im Bundesdienst mit einer Frau besetzt Im Personalplan des Bundes haben sich die Ministerien per Gesetz verpflichtet, ab dem Jahr 2009 den Anteil von Frauen in Spitzenpositionen zu erhöhen und Ziele zu definieren, wie viele weibliche Führungskräfte es im jeweiligen Ressort im Jahr 2013 geben soll. Erste Erfolge dieser gesetzlichen Selbstverpflichtung sind bereits sichtbar.
Die Statistik zeigt, dass jede fünfte Leitungsposition Ende 2009 mit einer Frau besetzt war. Der Frauenanteil bei SektionschefInnen, GruppenleiterInnen und LeiterInnen großer nachgeordneter Dienststellen betrug 21,3 Prozent. Das ist eine Steigerung von 3,2 Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2007.
Daten und Fakten zu den SektionsleiterInnen:
2007: insgesamt 69 Sektionen, davon 10 Frauen (=14,5 Prozent) und 59 Männer (=85,5 Prozent)
2009: insgesamt 70 Sektionen, davon 13 Frauen (=18,6 Prozent) und 57 Männer (=81,4 Prozent)
In der zweiten und dritten Führungsebene ist fast jeder dritte Job mit einer Frau besetzt. Der Frauenanteil bei den besser eingestuften AkademikerInnen, MaturantInnen und im Fachdienst liegt bei 29,9 Prozent. Im Vergleich zu 2007 ist ein Anstieg von 1,3 Prozentpunkten zu erkennen. Es mangelt nicht an weiblichen Nachwuchskräften, die in den nächsten Jahren in die Führungsetagen aufsteigen können.
Daten und Fakten zu den Abteilungsleitungen in allen Ressorts:
2007: insgesamt 575 Abteilungsleitungen, davon 161 Frauen (= 28 Prozent) und 414 Männer (= 72 Prozent).
2009: insgesamt 572 Abteilungsleitungen, davon 179 Frauen (=31,3 Prozent) und 393 Männer (= 68,7 Prozent).
Daten und Fakten zu Frauen in Spitzenfunktionen:
Den höchsten Anteil von Frauen in Spitzenfunktionen haben das Gesundheitsministerium mit 55,6 Prozent, gefolgt vom Bundeskanzleramt mit 51,6 Prozent. Gering ist der Frauenanteil bei Spitzenfunktionen in der Verteidigungsministerium mit 8,8 Prozent, Schlusslicht ist das Innenministerium mit 8,5 Prozent.
Wurm zu Equal Pay Day: In Sachen Lohnschere ist dringender Handlungsbedarf gegeben
Im Bundesdienst 6 Prozent geringeres Auseinaderklaffen der Einkommensschere als in der Privatwirtschaft
„Der heute vorgelegte Einkommensbericht macht einmal mehr deutlich, dass dringender Handlungsbedarf in Sachen Lohnschere gegeben ist“, sagte SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm am Dienstag. „Frauen sind immer besser ausgebildet, aber sie erhalten immer noch nicht den ihnen zustehenden Verdienst und die ihnen zustehenden Karrierechancen“, stellte Wurm fest und betonte im Vorfeld des Equal Pay Days: „Gegen die Einkommensschere muss von mehreren Seiten vorgegangen werden: Ganz wichtig sind die Einkommenstransparenz und der weitere Ausbau der Kinderbetreuung, aber auch die Anhebung des Mindestlohns wäre ein wichtiger Schritt zu mehr Einkommensgerechtigkeit.“
Liebe Grüße
Elisabeth Bessert
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